Im Nordosten des Münchner Marienplatzes befindet sich der Fischbrunnen. Als man den Platz im Mittelalter als Markt nutzte, wurden an dieser Stelle Fische verkauft. Bis heute ist der Brunnen ein beliebter Treffpunkt bei Einheimischen und Touristen.
Fischbrunnen nahm Münchnern die Pestangst
Schon Mitte des 14. Jahrhunderts gab es dort einen einfachen Brunnen, aus dem man Wasser schöpfen konnte.
Als vor rund 450 Jahren die Pest in München überstanden war, trauten sich die Bewohner der Stadt zunächst nicht aus ihren Häusern. Um das zu ändern, zogen die Metzger singend und tanzend durch die Straßen und sprangen dabei auch in den Fischbrunnen. Und tatsächlich kamen die Münchner und schauten sich dieses Spektakel an. Als Dank bekam die Metzgerinnung die Erlaubnis der Stadtverwaltung, diesen Umzug fortan am Rosenmontag zu wiederholen. Für die Metzger war dieser Tag eine passende Gelegenheit auch ihre Lehrlinge mit einem Ritual freizusprechen. Sie mussten dazu in den Fischbrunnen springen und wurden untergetaucht.
Dieser Brauch bestand über mehrere Jahrhunderte hinweg, teilweise mit längeren Unterbrechungen. Seit 1995 findet der historische Münchner Metzgersprung wieder regelmäßig und zwar alle drei Jahre, an einem Sonntag im September statt.
Nur ein Teil des Brunnens überstand den Zweiten Weltkrieg
Der Fischbrunnen, der dem jetzigen ähnlich war, wurde von Konrad Knoll entworfen und 1866 fertiggestellt. Zur Erinnerung an den Metzgerssprung bestand er aus vier bronzenen Metzgersburschen mit Eimern, die Wasser in den Brunnen kippten. Darüber befanden sich vier Kinder, die musizierten und ein Geselle, der einen Becher hielt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Brunnen fast komplett zerstört. 1954 gestaltete Josef Henselmann ihn neu und verwendete dabei die noch unversehrt gebliebenen Bronzeteile. Auf einer Säule, in der Mitte des Brunnens, thront seither ein Fisch und drei noch erhaltene Metzgersburschen schütten Wasser aus Eimern hinein.
Das Becken des Brunnens ist aus grobkörnigem Sedimentgestein gefertigt, das aus dem nördlichen Alpenvorland stammt. Seit 1884 kommt das Brunnenwasser aus dem Mangfalltal, woran eine in den Beckenrand gravierte Jahreszahl erinnert.
Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch
Neben dem Metzgerssprung gibt es noch einen weiteren Brauch, der mit dem Fischbrunnen zu tun hat. Seit 1426 trifft man sich hier am Aschermittwoch traditionell zum Geldbeutelwaschen. Es ist ein alter Brauch der Narrenzünfte zum Abschluss der Karnevalsaison. Durch dieses Ritual soll man angeblich das restliche Jahr über keine Geldsorgen mehr haben. In München wäscht seit den 1950er Jahren alljährlich am Aschermittwoch, um 11.30 Uhr der jeweilige Bürgermeister sein Stadtsäckel im Brunnen, um so die Finanzlage der Stadt zu sichern.
Und ähnlich wie beim Trevi-Brunnen in Rom werden in den Fischbrunnen das ganze Jahr über Geldstücke geworfen. Dadurch hoffen Touristen, wieder hierherzukommen oder einfach nur Glück zu haben.